Leckagen in der baulichen Hülle eines Gebäudes sind grundsätzlich unerwünscht, lassen sich in der baulichen Praxis jedoch nur selten vollständig vermeiden. Grundsätzlich sind heutzutage alle für die Verwendung in der luftdichten Ebene eines Gebäudes genutzten Bauteile aus technischer Sicht hinreichend luftdicht (uneingeschränkte Luftdichtheit gibt es hier nicht, Diffusion findet immer statt), leckageanfällig sind im Regelfall die Verbindungen zwischen den Bauteilen. Diese Verbindungen unterliegen im Verlauf der Gebäudenutzung mechanischen, chemischen und thermischen Einflüssen, die ihre dauerhafte Luftdichtheit beeinflussen. Die Zielstellungen einer weitestgehend leckagefreien Bauweise liegen wie folgt begründet:
  • Anforderungen zur Energieeinsparung aus globalen Klimaschutzzielen und aus ökonomische Erwägungen zum effizienten Betrieb des Gebäudes während seiner Nutzungszeit
  • Schutz vor ungewünschten, hygrothermischen Einflüssen außerhalb und innerhalb der luftdichten Ebene der Gebäudehülle wie beispielsweise Schimmelbefall (wie im Berechnungsbeispiel 3 beschrieben)
  • speziell bei Niedrigenergie- und Effizienzhäusern: Gewährleistung der Funktionsfähigkeit des zugrundliegenden Lüftungs- und Heizungskonzeptes
  • Schallschutzanforderungen
  • Herstellung und Aufrechterhaltung einer Wohlfühlsituation durch Abwesenheit von unerwünschten Zuglufterscheinungen bei der Gebäudenutzung
  • Vermeidung von Geruchsbelästigungen durch eventuell angrenzende Nutzungseinheiten
  • last but bot least: Brandschutztechnische Erwägungen
Die Analyse und Bewertung von Leckagen in der Gebäudehülle hat nicht zuletzt vor dem Hintergrund stetig anwachsender Energieeinsparerfordernisse mehr und mehr wissenschaftliche Beachtung gefunden. Genannt sei an dieser Stelle exemplarisch der Forschungsbericht „Bewertung von Fehlstellen in Luftdichtheitsebenen – Handlungsempfehlung für Baupraktiker“ des Fachverbandes Luftdichtheit im Bauwesen e.V. (FLiB). Die wesentlichen Anforderungen an die Herstellung der Luftdichtheit von Gebäuden sind in der DIN 4108-7 2011-01 formuliert. Im Folgenden sollen hier noch einige typische Leckagen aus der betrieblichen Messpraxis fotografisch dargestellt werden: 
Alternativtext

Typische Leckage an den Steckdosen einer Aussenwand. Auf die Verwendung luftdichter Steckdoseneinsätze wurde hier verzichtet.

Die untere Dichtung des Rolltores ist wirkungslos bzw. nicht vorhanden.

Leckage zwischen Fensterrahmen und Rollokasten

Die luftdurchlässige Montage des Fensterrahmens in den Bestandsbau kompensiert die durch Mehrfachverglasung gewünschte Energieeinsparung vollständig.

Leckage der Dampfbremse im Bereich der Rohrdurchführung. Auf die Nutzung üblicher Dichtmanschetten wurde hier verzichtet.

Blick in die Hohldecke zwischen ersem OG und beheiztem Dachgeschoss. Im inneren Bereich der Decke waren die Außenwände nicht verputzt. Der Lufteintritt hier führte zu flächendeckenden Schimmelbildungen innerhalb der Hohldecke

Der Rahmen der Falltür zum unbeheizten Dachboden ist nicht luftdicht montiert.

Erheblicher Lufteintritt im Drempelbereich, hier festgestellt an einer Revisionsklappe. Es kann hier vermutet werden, daß die Leckage im Bereich der Dampfbremse zu suchen ist, die ohne Rückbau des Trockenbaus nicht mehr zugänglich ist. Auf die Nutzung von Dichtmanschetten zur Durchführung der Elektroleitungen wurde hier auch verzichtet.